Spannende Generalversammlung am Goetheanum


Vorbemerkung: Unter diesem Titel erschien am 19. Dezember 2002 im gratis besorgten, amtlichen Wochenblatt für das Birseck und Dorneck, mit Redaktionssitz in Arlesheim, den folgenden Artikel von Hans Hasler, Finanzchef am Goetheanum, als eine Art Erwiderung auf den Artikel von der vorigen Woche, der weiter unter zu lesen ist.


Werden es 1300 oder 1800 Mitglieder aus aller Welt sein, die zur außerordentlichen Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft kommen? Mit Spannung wird jedenfalls das Ereignis vom 28./29. Dezember erwartet, zu dem der Vorstand am Goetheanum eingeladen hat. Thema dieser außerordentlichen Versammlung ist tatsächlich ein außergewöhnlicher Vorgang. Es soll nämlich versucht werden, mit dieser und mit zwei weiteren Versammlungen, die im April 2003 stattfinden werden, ein rechtliches Problem zu lösen, das nach der Gründung der Gesellschaft an der berühmten Weihnachtstagung von 1923 zuerst wegen Arbeitsüberlastung von Rudolf Steiner, dann wegen seiner Krankheit nicht befriedigend gelöst werden konnte. Kurz gesagt besteht das Problem in folgenden: Die am Weihnachtachten 1923 neu gegründete Gesellschaft hat eigene Statuten und ist ein eigner Verein. Zu jener Zeit bestand aber bereits ein Goetheanum-Verein, der das erste Goetheanum gebaut hatte und Träger der Aktivitäten war. Nun sollte beide Vereinen in einen verschmolzen werden. Aus verschiedensten Gründen kam es aber nicht zu einer Verschmelzung, sondern nur zu einer sehr engen Verbindung mit Identität von Vorstand und Mitgliedschaft, ohne dass je eine Generalversammlung dazu einen Beschluss gefasst hätte. Aus diesem Grund sind auch die weiterentwickelten Statuten des ursprünglichen Bauvereins die jetzt gültigen Stauten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Das soll jetzt alles bereinigt und geklärt werden mit der Perspektive, dass im April 2003 eine tatsächliche Verschmelzung stattfindet.
Was soll man sich mit unbereinigten Fragen der Geschichte befassen? Tatsache ist, dass wegen dieser Situation schon Jahren heftigste Diskussionen innerhalb eines Teiles der Mitgliedschaft geführt werden. Kleiner, fundamentalistisch orientierte Gruppen sind hier besonders aktiv (siehe auch den Artikel von letzter Woche im Wochenblatt). Der Vorstand am Goetheanum hat nun nach langer Vorbereitung Vorschläge und Anträge unterbreitet, wie die Probleme gelöst und zu einem gewissen Abschluss gebracht werden können. Das erwarten viele Mitglieder – ­ denn sie wollen sich nicht mehr in den General-Versammlungen mit diesem Thema befassen. Die Anthroposophische Gesellschaft hat Wichtigeres zu tun, als sich mit sich selbst zu beschäftigen. Doch kann durch diesen Prozess gleichzeitig eine Standortbestimmung vorgenommen werden, aus der heraus deutlicher wird, was diese Aufgaben tatsächlich sind. 100 Jahre nach den ersten Anfängen der Anthroposophie (Berlin, Oktober 1902) ist es sinnvoll, eine solche Standortbestimmung vorzunehmen.
Hans Hasler



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